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Briefe der Mutter

Zu den besonders bewegenden Dokumenten gehören Briefe der Mutter an Kurt Gumpel und seine Brüder. Sie sind sehr persönlich gehalten und zeigen die Sorgen und Ängste einer Mutter, die versucht, auf brieflichem Weg ihre Kinder zu begleiten. Noch im April 1941, wenige Monate vor ihrer Deportation nach Riga, schreibt sie ihren Kindern: "… und wollen auch gern zufrieden sein, da Gott uns immer noch geholfen und seinen Beistand nicht versagt hat."

4. Juli 1939: Rosalie Gumpel freut sich, dass Kurt die Ausreise nach Dänemark gelungen ist

Meine lieben Kinder, nach vielen Sorgen & Mühen haben wir nun die große Freude, dass Kurt dort ist. Es waren sorgenvolle Wochen respektive Monate, bis wir ihn in Dänemark hatten. Ich bin so schlank geworden, so dass mir meine Sachen nicht mehr passen, so viel Sorgen habe ich mir gemacht. … Kurt, dir tut andere Nahrung gut, Du müsstest unbedingt eine Veränderung haben, vertragt Euch nun gut … lieber Kurt, iss und iss was das Zeug halten will, damit Du was in die Rippen bekommst. Grüße und Küsse, Deine Dich liebende Mutter

30. Dezember 1939: Hans Gumpel schreibt seinem Bruder Herbert aus Helsingör in Dänemark und berichtet dabei ausführlich den kleinen Bruder Kurt und sein erstes halbes Jahr in Dänemark

Es war für mich in meinem einsamen Leben ein kleiner Sonnenstrahl. Er hat sich sehr verändert, er ist größer geworden, kräftig und ich habe für seine Zukunft keine Befürchtung.
Ich möchte hier eines feststellen, Du & ich, wir sind gewiss schöne Vertreter unseres Geschlechts, nicht wahr? Kurt ist uns weit überlegen. Er ist ein hübscher Kerl geworden - und hat Eigenschaften, die er früher besaß, ganz abgelegt. Neuendorf hat aus ihm einen lieben Kerl gemacht. Er ist überall sehr beliebt und stellt überall auf dem Hof … seinen Mann.
Er hat Glück gehabt, gerade noch vor dem Krieg hier herein zu schlüpfen. Es ist Dir gewiss klar, dass ich mich ein ganzes Jahr lang nicht wohl heimisch in dem Zentrum fühlen konnte. Aber durch Kurts Anwesenheit wurde mir das Leben, die Situation doch erträglich gemacht. Wir haben beide einen Wunsch - sehr bald drüben zu sein. Ich bemühe mich, ihn geistig zu fördern, soweit dies möglich ist. …

Es war für mich in meinem einsamen Leben ein kleiner Sonnenstrahl. Er hat sich sehr verändert, er ist größer geworden, kräftig und ich habe für seine Zukunft keine Befürchtung.
Ich möchte hier eines feststellen, Du & ich, wir sind gewiss schöne Vertreter unseres Geschlechts, nicht wahr? Kurt ist uns weit überlegen. Er ist ein hübscher Kerl geworden - und hat Eigenschaften, die er früher besaß, ganz abgelegt. Neuendorf hat aus ihm einen lieben Kerl gemacht. Er ist überall sehr beliebt und stellt überall auf dem Hof … seinen Mann.
Er hat Glück gehabt, gerade noch vor dem Krieg hier herein zu schlüpfen. Es ist Dir gewiss klar, dass ich mich ein ganzes Jahr lang nicht wohl heimisch in dem Zentrum fühlen konnte. Aber durch Kurts Anwesenheit wurde mir das Leben, die Situation doch erträglich gemacht. Wir haben beide einen Wunsch - sehr bald drüben zu sein. Ich bemühe mich, ihn geistig zu fördern, soweit dies möglich ist. …

7. April 1941: Rosalie Gumpel leidet unter der schlechten Ernährung - und ist doch sorgend bei ihren Kindern, für die sie wenigstens etwas nähen und stricken möchte

… Nun habe ich noch Wolle für je ein Paar für Euch, die will ich stricken, dann ist's auch damit zuende. Wollt ihr lieber Kniestrümpfe oder Socken? Letzteres gehen ja 4 Paar raus. Bitte Antwort, dann warte ich noch ein bisschen damit. Lieber Kurt, beschreibe Hans mal bitte den blauen Stoff, vielleicht könnt ihr ihn jetzt brauchen, falls 2 Hosen drin sind, ist es für jeden, es sind 2,13 m, 1,46 breit marine Kammgarn, …

22. Juli 1941: Sorgend bei den Kindern

Der Verkauf des Hauses in der Mittelstraße bereitet Rosalie Gumpel Sorgen, weil es Streit um die Zahlung gibt. Ernst und Ludwig Frenkel waren unterdessen aus dem KZ Buchenwald zurückgekehrt. Durch einen Schlag mit einem Gewehrkolben war Ernst Frenkel dort misshandelt worden. Mit Blick auf die Zensur ihrer Briefe umschreibt Rosalie Gumpel diese Folter. Ernst und Ludwig Frenkel waren Angehörige einer befreundeten jüdischen Familie aus Lemgo.

… Unser Käufer stellt sich noch auf die Hinterfüße in Punkto Zinsen zahlen, und so war ich vorige Woche dort, um mich in Güte mit ihm zu einigen, nur da hat er mir zweimal die Tür gewiesen. Es wird noch eine hartnäckige Sache mit ihm sein, er ist nicht so einfach zu nehmen. Spielst Du lieber Kurt Klavier? Übe nur fleißig, alles was der Mensch kann, ist gut. Ernst Frenkel arbeitet in Bielefeld und wohnt bei Hanna, er ist nicht mehr zu erkennen, er war gefallen als er mit Ludwig verreist war. …

… Nun habe ich noch Wolle für je ein Paar für Euch, die will ich stricken, dann ist's auch damit zuende. Wollt ihr lieber Kniestrümpfe oder Socken? Letzteres gehen ja 4 Paar raus. Bitte Antwort, dann warte ich noch ein bisschen damit. Lieber Kurt, beschreibe Hans mal bitte den blauen Stoff, vielleicht könnt ihr ihn jetzt brauchen, falls 2 Hosen drin sind, ist es für jeden, es sind 2,13 m, 1,46 breit marine Kammgarn, …

22. Juli 1941: Verkauf des Wohn- und Geschäftshauses

Der Verkauf des Hauses in der Mittelstraße bereitet Rosalie Gumpel Sorgen, weil es Streit um die Zahlung gibt. Ernst und Ludwig Frenkel waren unterdessen aus dem KZ Buchenwald zurückgekehrt. Durch einen Schlag mit einem Gewehrkolben war Ernst Frenkel dort misshandelt worden. Mit Blick auf die Zensur ihrer Briefe umschreibt Rosalie Gumpel diese Folter. Ernst und Ludwig Frenkel waren Angehörige einer befreundeten jüdischen Familie aus Lemgo.

… Unser Käufer stellt sich noch auf die Hinterfüße in Punkto Zinsen zahlen, und so war ich vorige Woche dort, um mich in Güte mit ihm zu einigen, nur da hat er mir zweimal die Tür gewiesen. Es wird noch eine hartnäckige Sache mit ihm sein, er ist nicht so einfach zu nehmen. Spielst Du lieber Kurt Klavier? Übe nur fleißig, alles was der Mensch kann, ist gut. Ernst Frenkel arbeitet in Bielefeld und wohnt bei Hanna, er ist nicht mehr zu erkennen, er war gefallen als er mit Ludwig verreist war. …

11. Oktober 1941: Hoffen auf Auswanderung

Immer noch hofft Rosalie Gumpel, dass ihrem Auswanderungsantrag nach Israel stattgegeben wird.
Sie erwähnt Karla Frenkel (später verheiratete Raveh) und ihren kleinen Bruder Uriel. Die gesamte Familie Frenkel wird im Juli 1942 deportiert. Uriel und die meisten Familienmitglieder werden im KZ Auschwitz umgebracht. Nur Karla überlebt den Holocaust. Sie wandert nach dem Krieg nach Israel aus und leistet seit den achtziger Jahren Versöhnungsarbeit in Lemgo. Die Gesamtschule des Kreises Lippe in Lemgo trägt ihren Namen.

Wessen Freude kann wohl größer sein als die einer Mutter, deren ganzes Denken nur den Kindern gilt, …. Nun gebe Gott uns allen Gesundheit, damit unserer Wiedersehensfreude nichts im Wege steht. Eine vierjährige Trennung liegt nun zwischen uns, aber werden wir gesund bleiben, werden wir weiter aushalten können. Nun zu Dir mein lieber Kurt, inzwischen sind weitere 4 Wochen vergangen, nur immer von Dir keine Nachricht, ich bin so voller Sorgen und mache mir die schlimmsten Vorstellungen. Fast 8-9 Wochen habe nichts von Dir gehört, bist Du krank? Warum hast Du nicht persönlich gratuliert? Gott gebe, dass meine Sorgen ohne Grund sind. Karla Frenkel ist nun raus aus der Schule, bleibt aber noch zu Hause. Sie haben viel Freude, der kleine Uriel ist goldig und hellblond. Also meine lieben Kinder, bleibt gesund und munter Nun seid auf's herzlichste gegrüßt von Eurer Mutter

19. November 1941: Hoffen auf ein Wiedersehen

Rosalie Gumpel hofft weiterhin auf ein Wiedersehen mit ihren Kindern. Am 9. Dezember 1941 wird sie nach Riga deportiert, wo sie im Getto ums Leben kommt. Da ihr genauer Todestag nicht bekannt ist, wird dieser auf den 8. Mai 1945, den Tag des Kriegsendes, festgesetzt.

Entschuldigt meine Schrift, aber meine Tinte geht zur Neige, ich bekomme kaum den Brief fertig. Nun meine lieben Kinder, bleibt gesund, es wird einmal die Zeit kommen, wo wir uns wieder sehen. Hören denn Eure Freunde auch von ihren Angehörigen? Nun schreibt bald wieder. Nun alles erdenkbare Gute in steter Liebe bin ich Eure Mutter