Kurt Gumpel meldet sich aus Angst vor Verfolgung bei der Jüdischen Arbeitshilfe e.V. in Berlin und stellt dort einen Antrag auf Auswanderung aus Deutschland. Vom Februar 1937 bis Juni 1939 lebt er in einem Auswanderungsvorbereitungslager in Neuendorf bei Fürstenwalde an der Spree.
In Neuendorf hat Kurt Gumpel ein Zeugnis erhalten Kurt 1937 in Neuendorf Martin Gerson, (1902-1944) wurde 1941 Leiter der Hachscharastätte Neuendorf. 1943 wurde er nach Theresienstadt und von dort nach Auschwitz deportiert, wo er gleich nach Ankunft erschossen wurde.Das Landwerk Neuendorf wurde am 15. Juni 1932 gegründet. Träger der Einrichtung war der Verein Jüdische Arbeitshilfe e.V. Geleitet wurde das Landwerk von einem Verwaltungsausschuss mit den Mitgliedern Adler-Rudel, Alfred Berger, Dr. Max Kreutzberger, Dr. Lilienthal, Wilhelm Marcus und Bruno Woyda. Zu dieser Zeit waren 30 bis 40 Personen, die als wandernde Arbeitslose galten, in der jüdischen Arbeiterkolonie tätig.
Diese gemeinnützige Einrichtung der jüdischen Sozialarbeit in Deutschland wollte auf produktiver und sozialpädagogischer Basis der jüdischen Erwerbslosigkeit entgegenwirken. Auf dem 150 Morgen großen Gut, darunter 300 Morgen Wald, wurde Landwirtschaft, Gärtnereiwesen und später auch Viehwirtschaft betrieben. Zusätzlich gab es eine Tischlerei, eine Schlosserei und eine Schuhmacherei. Ab Januar 1933 wurde Neuendorf durch Herrn und Frau Moch geleitet. In dieser Zeit waren circa 60 Personen, von denen über die Hälfte Angehörige der FAD ("Freiwilliger Arbeitsdienst") waren, auf dem Gut, mit einem geräumigen Herrenhaus und einigen Nebengebäuden, beschäftigt. In den Jahren 1936/37 gab es auf dem Gut 100 bis 150 Praktikanten. Ziel war eine Berufsumschichtung und die landwirtschaftliche Ausbildung für Palästina. Als zusätzliche UnIn Neuendorf 1937 (Kurt ist der 2. von links)terrichtsfächer wurden Hauswirtschaft, Hausarbeit, Feldarbeit und Milchwirtschaft eingeführt. Sozialpädagogisch vorgeschulte Kräfte sorgten für eine gute soziale Atmosphäre. Es fanden landwirtschaftliche Fachkurse, Hebräisch-Kurse sowie Fortbildungskurse in jüdischer Geschichte statt. In erster Linie war es das Ziel, Langzeitarbeitslosen eine Beschäftigung zu bieten oder für eine Umschulung von Arbeitslosen in handwerkliche Berufe zu sorgen.
1937 wurde das Landwerk Neuendorf eine anerkannte Hachscharastätte. Hachschara heißt auf Deutsch "Tauglichmachung" und meint die organisierte Vorbereitung auf ein Leben in Palästina/Israel. 1941 übernahm Martin Gerson (1902-1944) die Leitung, der zeitweise die Fachaufsicht über alle 40 Hachschara-Stätten in Deutschland inne hatte.