02/07/2024 0 Kommentare
Es wird wieder heller!
Es wird wieder heller!
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Es wird wieder heller!
von Heinz Wöltjen
Der HERR hat die Erde durch seine Kraft gemacht und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand. (Jeremia 10, 12)
Ein paar sonnige Tage nur - und schon sehen wir den Himmel ausgebreitet. Es wird spürbar heller. Eine anschauliche Bauern-Regel beschreibt, wie die Tage nach der Wintersonnwende am 22. Dezember länger werden: "Weihnachten um ein' Mückenschritt, Silvester um ein' Hahnentritt, Dreikönig um ein' Hirschensprung und Lichtmess um ein' ganze Stund.“
Im Jahreslauf erleben: Es wird heller! Wenn das doch auch übertragbar wäre für den Lebenslauf: Dass es schlechte Zeiten gibt, aber es folgen bessere! Es mag ein schweres Jahr hinter uns liegen, aber nun hat ein neues begonnen. „Es tagt“ - wie wir sagen - auch in meinem Leben. Gute Zeiten kommen wieder, und die halten an. Genesung: Gute Besserung - sagen wir. Dass das Gute weitergeht, noch besser, verlässlicher ist, und wir gelassener werden und dankbarer auch im Alter! Ein paar sonnige Tage nur - und schon sehen wir den Himmel ausgebreitet.
„Es hatte wieder aufgehört zu regnen. Sogar die Sonne war durchgebrochen, Die Wolkenränder an der Durchbruchstelle gleißten. Gottlieb starrte in den blendenden Glanz, der aus dem Wolkenloch strömte. Wenn er so etwas sah, dachte er immer noch an Gott. Das war eine Vorstellung aus seiner Kindheit. Dieser aus einem Wolkenloch brechende Glanz kommt von Gott. Hinter dem Glanz wohnt Gott. Der Glanz, von dem er, weil die Augen schmerzen, jetzt wieder wegschauen muss, ist Gott. Er konnte sich sagen, er verfalle, wenn er in diesem aus den Wolken brechenden Glanz Gott sehe, lediglich einer Vorstellung, die in seiner Kindheit in ihm fixiert worden sei; aber dadurch ließ sich das Gefühl, der Glanz aus den Wolken sei Gott, nicht vertreiben. Dieses Gefühl ließ sich nur widerlegen. Aber das Widerlegen nützt nichts. Die Macht der Vorstellung aus der Kindheit ist nicht durch Widerlegung zu brechen.“ (Martin Walser, Das Schwanenhaus, Frankfurt am Main 1980 - im letzten Jahr verstorben)
Das wiederkehrende Licht - darin spiegelt sich der Schöpfer: Hinter dem Glanz wohnt Gott. Der HERR hat die Erde durch seine Kraft gemacht und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand. (Jeremia 10, 12). Es wird heller in unserem Leben, wenn wir diese Strahlen auf uns wirken lassen. Unseren Blick weiten und es auch bei uns heller werden lassen. Ein gutes Gespür für die Kraft dieses Lichtes hatte ein Forscher, dessen wir hier in dieser Kirche besonders gedenken. Engelbert Kaempfer. Seine Worte sind hier vorn sogar geschrieben - in Stein gemeißelt:
„Wir Menschen sehen alle eine Sonne, treten alle eine Erde, atmen alle eine Luft, keine Grenzen der Natur, keine Gesetze des Schöpfers trennen uns voneinander.“
Unter der Orgel hängt ein Gedenkstein für diesen Engelbert Kaempfer, der 1651 im heutigen Gemeindehaus neben der Kirche geboren wurde; er war der Neffe von Andreas Koch. Diesen Gedenkstein hat Carolin Engels aus Lemgo im Jahr 2009 gestaltet. Er trägt die Inschrift:
Wir Menschen sehen alle eine Sonne, treten alle eine Erde, atmen alle eine Luft, keine Grenzen der Natur, keine Gesetze des Schöpfers trennen uns voneinander / Engelbert Kaempfer / Gelehrter und Forschungsreisender durch Schweden, Rußland, Persien, Indien, Ceylon, Java und Südafrika / Verfasser eines bedeutenden Werkes über das damalige Japan / Doktor der Medizin in Leiden und gräflich-lippischer Leibarzt / Geboren am 16. 9. 1651 in Lemgo. Gestorben am 2. 11. 1716 in Lieme. Bestattet am 15. 11. 1716 in St. Nicolai unter der Orgel im Nordchor.
Die Sonne sehen -
die eine Erde erleben -
saubere Luft genießen
und zu erleben, dass uns nichts voneinander trennen kann:
Ist das nicht ein guter Wunsch für das neue Jahr?
Das wiederkehrende Licht genießen.
Es wird dann auch heller bei uns.
Vorgeschmack auf das frühe Jahr.
Es tagt, der Sonne Morgenstrahl Weckt alle Kreatur. Der Vögel froher Frühchoral Begrüßt des Lichtes Spur. Es singt und jubelt überall, Erwacht sind Wald und Flur.
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