Das Treffen der Nagelkreuzgemeinschaft Region West fand in diesem Jahr in Lemgo statt. Eingeladen hatte St.Nicolai, die Gemeinde ist seit 1989 Nagelkreuzzentrum. Aus Löhne-Mahnen und Wuppertal-Barmen waren Vertreter*innen ihrer Nagelkreuzzentren gekommen, ebenso aus Lüdenscheid-Plettenberg. Schnell entwickelten sich bei der ersten Tasse Kaffee angeregte Gespräche, interessant war, dass hier Gemeindeglieder aus drei Landeskirchen zusammensaßen – aus der Rheinischen Kirche, der Westfälischen und als Gastgeber aus der Lippischen Landeskirche. Hier spielt es eine Rolle, ob man lutherisch ist oder reformiert, einfach evangelisch gibt es nicht. Und dennoch passiert viel Gemeinsames, auch zusammen mit der katholischen Gemeinde, beispielsweise der Soziale Mittagstisch oder die kirchlich/städtisch finanzierte Flüchtlingshilfe.

Pfarrer i.R. Heinz Wöltjen führte die Gruppe durch 800 Jahre Kirchen- und Gemeindegeschichte. In der Gebetsecke gab es das uralte und doch strahlende  Marien-Relief von 1260 zu bestaunen, in der Taufanlage die steinernen Schrifttafeln zur Bedeutung der Taufe. Zur Mittagsandacht kamen viele Menschen aus der Stadt dazu, denn die Nicolaikirche liegt zentral und lädt ganz dicht am Wochenmarkt-Betrieb jeden Samstag um 12 Uhr mit Glockengeläut und anschließendem Glockenspiel zu einer kleinen Zeit für Andacht und Stille ein.

Nach dem Mittagsimbiss im Gemeindehaus hatte Superintendent Dr.Andreas Lange zu einem Stadtrundgang eingeladen. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten intensiv mit der Geschichte der jüdischen Mitbürger Lemgos nach 1933. So nahm er die Gruppe mit in die Geschichte der Familie Gumpel, die damals ein großes Wäschegeschäft in der Fußgängerstraße hatte, deren Söhne überlebt haben. In sommerlicher Hitze saßen die Teilnehmer wunderbar schattig auf der niedrigen Außenmauer der 1938 verbrannten Synagoge. Auch in dem hübschen Lemgo gab es leider diese bösen Zeiten.

Zurück im Gemeindehaus gab es leckeren selbstgebackenen Kuchen und Zeit für Austausch und Gespräch. Manche Nagelkreuzzentren haben ein zusätzliches Wanderkreuz. Wie gehen sie damit um, was bedeutet das? Das interessierte die Lemgoer. Wann sind Menschen für ein Friedensgebet am besten erreichbar, muss es der Freitag Mittag sein? In St.Nicolai ist das Friedensgebet von Coventry fester Bestandteil der Taizé-Andachten. „Wir haben keine festen Regeln, nur eine gemeinsame Hoffnung, ein gemeinsames Ziel, die Versöhnung“ (Britta Bäumer).

Die nächste deutschlandweite Konferenz findet vom 14.-16.November 2025 in Münster statt.

Für das nächste Regionaltreffen werden Details noch bekannt gegeben.

        Sigrun Stahr